Ich habs doch immer gesagt! – Warum wir uns selbst ständig bestätigen

Ich habs doch immer gesagt! – Warum wir uns selbst ständig bestätigen

Der Bestätigungsfehler (englisch: confirmation bias) ist ein weit verbreitetes psychologisches Phänomen – und ein Klassiker unter den Denkfehlern. Er beschreibt die Tendenz, Informationen so auszuwählen, zu interpretieren und zu erinnern, dass sie die eigenen Überzeugungen oder Hypothesen bestätigen, während widersprüchliche Informationen ignoriert, abgewertet oder vergessen werden.

Einfache Definition

Menschen suchen gezielt nach Belegen für das, was sie ohnehin schon glauben – und blenden Gegenteiliges oft aus.

Warum passiert das?

Der Bestätigungsfehler ist ein Mechanismus zur kognitiven Entlastung. Unser Gehirn liebt Kohärenz und einfache Erklärungen. Sobald ein Weltbild einmal etabliert ist (z.B. „Homöopathie hilft mir“ oder „Politiker sind alle korrupt“), wird jede neue Information automatisch gefiltert.

Beispiel

Eine Person ist überzeugt, dass Männer schlechter Autofahren als Frauen. Wenn sie einen Mann einen Fehler machen sieht, denkt sie: „Typisch Mann!“

Wenn aber eine Frau einen Unfall baut, ist das „eine Ausnahme“ oder „passiert halt jedem Mal“ – obwohl objektiv beide Fehler gleich relevant wären.

Typische Erscheinungsformen

Man googelt nicht neutral („Sind Impfungen sicher?“), sondern verzerrt schon im Suchbegriff („Beweise, dass Impfungen schaden“).

In sozialen Netzwerken folgen wir vor allem Menschen, die unsere Meinung teilen.

In Diskussionen hören wir aufmerksam zu, solange es uns bestätigt – und schalten ab, wenn es unbequem wird.

Warum ist das gefährlich?

Es kann zu Echokammern führen, in denen nur noch die eigene Meinung widerhallt.

Die Lernfähigkeit und die Offenheit sinken.

In der Wissenschaft und Politik kann der Bestätigungsfehler zu fatalen Fehlentscheidungen führen (z.B. bei Gerichtsprozessen, medizinischen Diagnosen oder militärischen Strategien).

Wie kann man ihn vermeiden?

1. Aktiv Gegenbeispiele suchen: „Was spricht gegen meine Meinung?“

2. Perspektivwechsel: „Was würde ein Kritiker dazu sagen?“

3. Neutrale Informationsquellen nutzen, auch wenn sie unbequem sind.

4. Fragen statt Behauptungen stellen: „Was wäre, wenn ich falsch liege?“

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